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Das Norovirus hat Saison: Warum die Erreger so gefährlich sind

Norovirus
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Das Norovirus ist so etwas wie der Ninja der Virenwelt: lautlos und äußerst effektiv. Schon zehn Viruspartikel reichen aus, um einen Menschen zu infizieren. Damit gehört das Virus zu den ansteckendsten Erregern, die es gibt. Vor allem in der Zeit von Oktober bis März steigt die Zahl der von ihm ausgelösten Magen-Darm-Erkrankungen rapide.

Das Norovirus gilt als der „perfekte Erreger“: Es ist hochgradig ansteckend und extrem widerstandsfähig. Bereits 10 bis 100 Viruspartikel reichen aus, um eine Infektion zu verursachen1. Außerdem kann das Virus selbst auf unbelebten Oberflächen bis zu einer Woche lang überdauern2 und toleriert Temperaturen zwischen -20 und 60 Grad1.

Erkrankte leiden ein bis drei Tage unter Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Erbrechen. Mitmenschen stecken sich leicht per Schmierinfektion an. Betroffene scheiden mit jedem Erbrechen oder Durchfall zig Billionen Erreger aus, die sich auf Türklinken, Möbeln oder Händen festsetzen können. Theoretisch könnte ein einziger Infizierter eine lokale Epidemie auslösen.

Zuletzt musste im Juli 2018 ein Feriencamp in Thüringen unter Quarantäne gestellt werden, nachdem dort 45 Personen an dem Virus erkrankt waren.

Winter ist Noroviren-Saison

Dieses Beispiel ist ein verfrühter Start in die Norovirus-Saison, die in der nördlichen Hemisphäre normalerweise von Oktober bis März dauert, in der südlichen von Juni bis September.

Die „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) schätzen, dass Noroviren weltweit jedes Jahr etwa 685 Millionen Krankheitsfälle verursachen und sie damit die häufigste Ursache der akuten Gastroenteritis weltweit sind. Die Viren verschulden demnach jeden fünften Fall von akuter Gastroenteritis, die zu Durchfall und Erbrechen führt. Rund 200 Millionen der Betroffenen sind Kinder unter fünf Jahren. Etwa 200.000 Patienten sterben jährlich an dem Virus, darunter etwa 50.000 Kinder, vor allem in Entwicklungsländern.

Seit 2002 haben laut CDC die sogenannten GII.4-Stämme (Genogruppe II Genotyp 4) die meisten Noroviren-Ausbrüche weltweit verursacht. Allerdings haben in den letzten Jahren andere Stämme (wie etwa GII.17 oder GII.2) die GII.4-Stämme als Hauptauslöser in mehreren asiatischen Ländern ersetzt.3

Auch die starke Ausbreitung der Noroviren in Deutschland im Winter 2016/17 hing Untersuchungen zufolge mit einer neuen Virusvariante zusammen4. Insgesamt gingen damals rund 40 bis 50 Prozent dieser Norovirus-Erkrankungen auf einen neuen Virentyp (GII.P16-GII.2) zurück. Er sei auch in anderen Ländern wie Frankreich, Australien, Japan und China aufgetreten. In der vergangenen Saison 2017/18 normalisierten sich die Zahlen dann wieder auf einen Durchschnittswert.

Experten schätzen die Kosten, die Noroviren weltweit verursachen, auf 60 Milliarden Dollar. Diese sind vor allem auf Kosten des Gesundheitswesens und auf Produktivitätsverluste zurückzuführen.4

Zuletzt entdeckten Forscher um Dr. Nihal Altan-Bonnet vom National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) in Bethesda im US-Staat Maryland5 einen Mechanismus, der die hohe Ansteckungsfähigkeit von Viren erklären könnte: Sie schließen sich offenbar zu Clustern zusammen und verstecken sich in Membran-Vesikeln – ähnlich wie in einem trojanischen Pferd, um der körpereigenen Abwehr des Menschen zu entgehen.

Wie sich die Krankheitsfälle in der aktuellen Saison 2018/2019 entwickeln, können die Forscher noch nicht voraussagen. Bis Oktober 2018 wurden dem Robert-Koch-Institut rund 58.000 Fälle von Norovirus-Infektionen in Deutschland gemeldet, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entspricht.6 Hierin sind allerdings auch noch die Zahlen vom Ende der vergangenen Saison enthalten. Das RKI aktualisiert die Zahlen wöchentlich7. Die Fälle nahmen ab Mai 2018 rapide ab (siehe Grafik). Seit etwa Ende Juli steigen sie langsam wieder. Der Start der Norovirus-Saison lässt sich auch in der Medienberichterstattung beobachten. Dementsprechend nehmen derzeit auch die Meldungen über Ausbrüche in Gesundheitseinrichtungen und Seniorenheimen wieder zu.

Händehygiene ist die beste Vorbeugung

Obwohl Forscher intensiv nach einem Impfstoff gegen Noroviren suchen, gibt es bisher noch keine vorbeugende Impfung. In der Praxis ist daher umso wichtiger, sich zwischen Patientenkontakten die Hände und regelmäßig die patientennahen Flächen zu desinfizieren – als Selbstschutz und zum Wohle der Patienten. Das benötigte Wirkspektrum ist begrenzt viruzid PLUS oder viruzid. Im Umgang mit bereits Erkrankten empfiehlt sich der Einsatz eines antiviralen Desinfektionsmittels*. So kann verhindert werden, dass sich das Virus weiter verbreitet.

Weiterführende Informationen

  1. Norovirus-Gastroenteritis, RKI-Ratgeber

  2. How long do nosocomial pathogens persist on inanimate surfaces? A systematic review, BMC infectious diseases

  3. Norovirus Worldwide, Centers for Disease Control and Prevention

  4. EpidemiologischesBulletin, 07/17, Robert Koch Institut

  5. Vesicle-Cloaked Virus Clusters Are Optimal Units for Inter-organismal Viral Transmission, Cell Host & Microbe, August 2018

  6. EpidemiologischesBulletin, 46/18, Robert Koch Institut

  7. EpidemiologischesBulletin, Robert Koch Institut




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