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„Silo busting“ im Kampf gegen Surgical Site Infections

Hygieniker:innen, Mikrobiolog:innen, Institutionen und Unternehmen erforschen und entwickeln seit Jahren Maßnahmen zur Bekämpfung von postoperativen Wundinfektionen (Surgical Site Infections, SSI). Denn nach wie vor sind SSI in Europa eine der häufigsten Formen nosokomialer Infektionen. Mit dem Ziel diese Entwicklung zu bremsen, vernetzen sich Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen jetzt noch enger und brechen Silos auf.

„Silo busting“ – dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Betriebswirtschaft. Und doch stand die dritte CEE Conference on Hospital Hygiene and Patient Safety der Semmelweis-Stiftung am 12. und 13. März 2019 in Wien genau unter diesem Motto. Denn gerade im Gesundheitswesen ist das Ausbrechen aus der Silo-Mentaliät, also die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Stakeholdern sowie das Denken und Handeln über Abteilungen hinweg, von größter Bedeutung.

„Ein Unternehmen wird nie allein die beste Lösung entwickeln, genauso wenig wie ein Hygieniker oder der Anwender für sich. Dass alle Beteiligten intensiv zusammenarbeiten, sich austauschen und unvoreingenommen an Herausforderungen herangehen, ist die beste Möglichkeit auch in Zukunft Patienten- und Anwenderschutz weiter zu verbessern“, fasste Dr. Roland Knieler, Managing Director von Knieler & Team, seine Eindrücke von der Semmelweis-Konferenz zusammen.

Deshalb vertiefte der Fachmann für Themen, Beratung und Innovationen rund um Desinfektion nur wenige Tage später – am 15. März – den Austausch mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Disziplinen. Teilnehmer:innen der von L&R initiierten Expert:innenenrunde in Slavkov u Brno, Tschechische Republik, waren neben Knieler auch Prof. Axel Kramer vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsmedizin Greifswald, Dipl.-Ing. Thomas Menitz, COO und Senior Executive Vice President von L&R, und Tina Leeb, Abteilungsleitung R&D, Schwerpunkt Mikrobiologie. Gemeinsam diskutierten sie, wie sich postoperative Wundinfektionen vermeiden lassen.

Innovationen gegen postoperative Wundinfektionen

Dieser interdisziplinäre Austausch kann Leben retten. Denn Surgical Site Infections sind in Deutschland mit aktuell 22,4% eine der häufigsten Arten nosokomialer Infektionen.1,2 Dies ist nicht allein auf die zunehmende Resistenz von Erregern gegen Antibiotika3 zurückzuführen. Auch Hygienemängel2 sind dafür verantwortlich.

Innovationen aus dem Bereich der Flächen- und Händedesinfektion helfen, Convenience und Compliance gleichzeitig zu erhöhen, wie Knieler deutlich machte. „Im Bereich der Flächendesinfektion ist der größte Umbruch sicher die Umstellung auf Ready-to-use-Systeme. Also Tuchspendersysteme, die vorgetränkt sind und vom Personal nicht mehr vorbereitet werden müssen. Das stellt ein hohes Maß an Sicherheit dar.“ Und auch bei der Händedesinfektion gab es wirksame Weiterentwicklungen, die aus dem engen Austausch zwischen Anwendern und Herstellern entstanden sind: farbige Spender am Point of Care und der Verzicht auf Remanenzwirkstoffe.

Konsensus in der Antiseptik schaffen und Standards etablieren

Einen weiteren Aspekt im Kampf gegen SSI und Antibiotikaresistenzen stellte der Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin Prof. Dr. med. Axel Kramer den Kollegen in der Expertenrunde vor. Im Jahr 2018 leitete er ein internationales Expertengremium, das in der „Aktualisierung des Expertenkonsensus Wundantiseptik 2018“ auf die Vorteile moderner Wundantiseptika eingeht.

Alle Schritte zur Vermeidung von SSI können nur greifen, wenn diese konsequent umgesetzt werden. „Um die Compliance zu verbessern, hat es sich als effektiv erwiesen, besonders wichtige Maßnahmen zu einem Maßnahmenbündel zusammenzufassen, dieses zu trainieren und die Einhaltung durch Selbstkontrolle mittels Checkliste zu überwachen“, so Kramer. „Dabei ist es wichtig, dass die Surgical Care Bundle-Maßnahmen evidenzbasiert sind, eine hohe Wirksamkeit haben und leicht umzusetzen und gut kontrollierbar sind“, führte er weiter aus.

Der Blick über den Tellerrand

Ganz im Gedanken des „Silo busting“ plädierte Kramer für interdisziplinäre Zusammenarbeit „nicht nur zwischen klinischen und theoretischen Disziplinen. Wir müssen auch die Hersteller mit einbeziehen, weil manchmal ganz kleine Gedanken eine Revolution in der Umsetzung bedeuten können.“ Auch aus diesem Grund beteiligte sich Thomas Menitz, COO und Senior Executive Vice President von L&R, an der Diskussion. „Unser Produktportfolio leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Infektionen. Doch langfristig muss sich auch das Denken und Handeln in Bezug auf Hygiene und Hygienemaßnahmen ändern“, sagte Menitz.

Die Wirkweisen der Produkte von L&R stetig weiter zu entwickeln, daran arbeitet Tina Leeb, Abteilungsleitung R&D, Schwerpunkt Mikrobiologie. Mit ihrem Team versucht sie, die Lücke zwischen Forschung und Anwendung zu schließen. „Austausch und Kooperation ist das Schlagwort. Wenn man sich zu sehr fokussiert, verliert man den Blick auf wichtige Dinge. Ich finde es wirklich hervorragend am Standort ein interdisziplinäres Team zur Verfügung zu haben, um wirklich diesen Blick über den Tellerrand zu gewährleisten.“

Denn letztendlich kann eine Änderung der Perspektive sehr viel bewirken. Statt nur eine Disziplin, ein Silo, zu betrachten, sollte vielmehr das System als Ganzes gesehen werden. Im Zentrum dieses Systems steht der Patient und der Gestaltungswille eines jeden einzelnen Experten – darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig.

Weiterführende Informationen

  1. Deutsche Nationale Punkt-Prävalenzstudie zu nosokomialen Infektionen und Antibiotika Anwendung 2016
  2. Infektionsschutz und Umsetzung der KRINKO-Empfehlungen, Antwort der Bundesregierung
  3. Nosokomiale Infektionen und Antibiotika-Anwendung. Zweite nationale Prävalenzstudie in Deutschland. , Behnke M, Hansen S, Leistner R et al; Dtsch Arztebl, 2013
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