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OP-Produkte

Einweg im OP schafft Vertrauen

Wer sich operieren lässt, muss vertrauen. Vertrauen in die Expertise und Erfahrung von Ärzt:innen und OP-Personal, aber auch in die Hygienestandards des Krankenhauses. Denn selbst bei Routineeingriffen kommt es leider immer wieder zu – vermeidbaren – Wundinfektionen. Kliniken können sich heute im Wettbewerb um die Patient:innen positionieren und ihnen ein gutes Gefühl geben, indem sie zum Beispiel Einwegmaterialien für Operationen nutzen und schlanke Prozesse installieren. Das kommt auch der Sicherheit der Patient:innen zugute.

Zweimal pro Woche steht Christiane Auras im OP. Dann assistiert sie bei Operationen von Bändern, Gelenken und anderen orthopädischen Problemen. Auras ist Praxismanagerin der Sporthomedic, einer Sportorthopädischen Praxisklinik in Köln. „Unsere Patienten gehen davon aus, dass ihre Operation nach dem bestmöglichen Standard abläuft. Und das tut sie bei uns – auch aufgrund der Einweg-OP-Textilien, die wir nutzen.“ Die Materialien schützen sowohl die Patienten wie auch die Mitarbeiter der Praxis vor Infektionen. „Die Einmalverwendung stellt sicher, dass möglicherweise kontaminierte, infektiöse Produkte direkt entsorgt werden, ohne dass sie noch einmal jemand anfassen muss“, erklärt Auras.

Sentina Einweginstrumente

3,2 Millionen Europäer erkranken jedes Jahr an Klinikkeimen

Doch so optimal läuft es noch nicht überall: Laut Angaben des „European Centre for Disease Prevention and Control“ (ECDC) erkranken in Europa jährlich etwa 3,2 Millionen Menschen an nosokomialen Infektionen. Rund 37.000 Patienten sterben jedes Jahr an Infektionen, die durch eine Operation entstanden sind. Der Anteil operationsbezogener Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) macht mit fast einem Fünftel einen erheblichen Teil der Infektionen aus. Das ECDC geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent aller Krankenhausinfektionen durch intensive Hygiene- und Kontroll-Programme vermieden werden könnten.

Dr. Monika Ploier
Dr. Monika Ploier ist Rechtsanwältin bei HLMK-Rechtsanwälte in Wien und Medizinrechtsexpertin.

Die Folgen mangelnder Hygiene sind häufig lebensbedrohlich für die Patienten. Darüber hinaus sind sie – aus Sicht der Kliniken und Ärzt:innen – auch haftungsrechtlich relevant. „Die öffentliche Sensibilisierung nimmt zu, und es wird wohl verstärkt zu Klagen und Schadenersatzbegehren kommen“, erklärte Dr. Monika Ploier auf einer Veranstaltung der Initiative „Sicherheit im OP“, die im November 2017 in Wien stattfand. Ploier ist Rechtsanwältin bei HLMK-Rechtsanwälte in Wien und Medizinrechtsexpertin. „Bisher galten nosokomiale Infektionen als eine Art unvermeidliche Begleiterscheinung eines Klinikaufenthalts“, sagt sie. „Diese Sichtweise ändert sich aber zunehmend – nicht zuletzt, weil inzwischen etliche Studien zeigen, dass sich derartige Infektionen häufig verhindern ließen.“

Zum Beispiel lassen aktuelle Untersuchungen darauf schließen, dass Einweg-OP-Mäntel* und Einweg-OP-Abdeckungen vor allem bei Operationen mit hohem Infektionsrisiko die Infektionsrate niedriger halten als entsprechende Mehrwegprodukte. Das gilt insbesondere bei herzchirurgischen Eingriffen, Implantat-basierten Brustrekonstruktionen und chirurgischen Eingriffen mit Implantaten.

Die Vorteile von Einwegprodukten

Die Gründe liegen auf der Hand: Einweg-Medizinprodukte wurden zuvor nie benutzt, mögliche Rückstände früherer Einsätze kann es also nicht geben. Einweg-OP-Abdeckungen und -mäntel nutzen sich im Gegensatz zu Mehrwegmaterialien nicht ab. Um eine optimale Keimbarriere zu gewährleisten, müssen die Materialien für Mikroben undurchlässig sein, frei von Mikroorganismen und organischen Rückständen sowie flusenfrei, flüssigkeitsundurchlässig, reiß-, zug- und druckfest. Das alles kann die bei Mehrwegprodukten genutzte Baumwolle trotz regelmäßiger Imprägnierung und Sterilisierung nicht immer 100-prozentig gewährleisten.

Eine Studie, die im Fachmagazin „Journal of Cardiothoracic Surgery“ erschienen ist, ergab, dass die Häufigkeit von Infektionen in der Untersuchungsgruppe mit Einweg-OP-Abdeckungen* um 68 Prozent niedriger war als in der Gruppe, in der Mehrweg-OP-Abdeckungen genutzt wurden. Die Studienautor:innen schließen daraus, dass ein „großzügigerer Einsatz von Einweg-OP-Abdeckungen postoperative Infektionen durch mangelnde Hygiene verringern kann“.

Die Klinik haftet für Behandlungsfehler

„Natürlich passieren Hygienefehler nicht aus böser Absicht“, sagt Ploier. Oft sei es einfach ein kurzer Moment der Gedankenlosigkeit. Die Belastung durch den zunehmenden Personalabbau spiele da sicher auch eine Rolle. „Für das Krankenhaus ist das aber keine Entschuldigung, die in einem Verfahren relevant wäre. In so einem Fall ist die Klinik immer in der Haftung.“ Sollte sich ein Behandlungsfehler durch fahrlässigen Umgang mit bestehenden Hygienevorschriften nachweisen lassen, erklärt Ploier, liege aus strafrechtlicher Sicht eine fahrlässige Körperverletzung, im schlimmsten Fall sogar eine fahrlässige Tötung vor.

Christiane Auras ist Praxismanagerin der Sporthomedic, einer Sportorthopädischen Praxisklinik in Köln.

Um es auf keinen Fall so weit kommen zu lassen, setzen viele Praxen zunehmend auf Einwegmaterialien. Die orthopädische Praxisklinik Sporthomedic nutzt schon seit Jahren nur noch Einwegtextilien für ihre Operationen. „Bei der heutigen Fülle von Keimen halte ich es für bedenklich, OP-Textilien wiederaufzubereiten“, sagt Praxismanagerin Auras.

Es gibt jedoch auch Verfechter der Mehrweg-OP-Mäntel, wie eine Befragung der TU Dresden in insgesamt 865 Kliniken ergab. Die aufgeführten Gründe für die Mehrwegtextilien waren vor allem Tragekomfort und ökologische Aspekte.

Diese Einwände kann Auras jedoch nur schwer nachvollziehen: Mangelnder Komfort und fehlende Atmungsaktivität von Einwegtextilien sei ihr noch nie negativ aufgefallen. Und im Zweifelsfall sei Hygiene ohnehin immer wichtiger als Komfort. „Für uns sind Einmalprodukte die besseren Produkte. Stoff beinhaltet auch immer Staub. Und Staub ist ein Killer im OP.“ Auras ist überzeugt, dass sich die Einwegtextilien in Zukunft durchsetzen werden, weil so die Infektionsraten reduziert werden können.

Ein weiterer Schlüssel dazu sei Aufklärung, sagt Medizinrechtsexpertin Ploier. Denn Hygiene ist ein Thema, das im medizinischen Arbeitsalltag noch immer häufig vernachlässigt wird. „Kliniken sollten sich regelmäßig über hygienerechtliche Vorgaben fortbilden lassen“, empfiehlt Ploier, „Hygieneexperten die relevanten Richtlinien kennen und einhalten“. Und Patienten sollten sich im Vorfeld einer Operation über die Hygienestandards des Hauses informieren. Denn das Wissen um die richtigen Maßnahmen schafft Vertrauen und gibt Sicherheit – auch schon vor der OP.

Wie gut kennen Sie sich mit der Hygiene im Patientenumfeld aus?


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Weiterführende Informationen

  1. Burden of Six Healthcare-Associated Infections on European Population Health: Estimating Incidence-Based Disability-Adjusted Life Years through a Population Prevalence-Based Modelling Study, Cassini A et al., PLOS

  2. Utilization of single-use gowns reduces the incidence of postoperative infections, Nedi? M et al., J Cardiothoracic Surg.

  3. The effect of reusable versus disposable draping material on infection rates in implant-based breast reconstruction: a prospective randomized trial, Showalter BM et al., Ann Plast Surg.

  4. Glove and gown effects on intraoperative bacterial contamination, Ward WG et al., Annals of surgery

  5. Prävention nosokomialer Infektionen: So schützen Krankenanstalten ihre Patienten, ihre Mitarbeiter und sich selbst, B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung



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