Neue Empfehlung zur Lagerdauer für sterile Medizinprodukte
Es sind nicht nur die Medizinprodukte, die für eine sichere und hygienisch einwandfreie Operation entscheidend sind. Wichtig ist... weiterlesen
OP-Abdeckungen sind wie eine Barriere: Sie grenzen die zu operierende Stelle von anderen unsterilen Köperstellen und dem Operationstisch ab. Dadurch reduzieren sie das Risiko von postoperativen Wundinfektionen (SSI). Je besser die Barrierefunktion der Abdecktücher ist, desto eher verhindern sie eine mikrobielle Kontamination und verbessern somit die Sicherheit des Patienten.
Operationen sind oft lebenswichtige Eingriffe, durch die Verletzungen, Krebs, Herzerkrankungen und Bewegungseinschränkungen erfolgreich behandelt werden können. Wie wichtig sie sind, zeigt sich auch dadurch, dass die Anzahl an Operationen weltweit jedes Jahr weiter ansteigt. Laut dem (Statistischen Bundesamt) wurden alleine in Deutschland mehr als 16,8 Millionen Operationen im Jahr 2017 durchgeführt. Vor zehn Jahren waren es noch 13 Millionen. Mit der stark gestiegenen Anzahl an Operationen ist es umso wichtiger, die Patient:innen besser vor Infektionen zu schützen. Postoperative Wundinfektionen stellen 22% der nosokomialen Infektionen dar1 und sind in deutschen Akutkliniken sogar die häufigste Art dieser Infektionen2. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten ECDC definiert solche postoperativen Wundinfektionen, im Englischen „surgical site infection“ (SSI), als „postoperative Infektionen, welche innerhalb von 30 Tagen nach einem operativen Eingriff auftreten (oder bis zu ein Jahr nach dem Einsetzen von Implantaten)“3. Die Vermeidung und Minimierung von SSIs ist vor allem wichtig, da die Infektionen schwerwiegende Folgen für die Patient:innen haben können. Zu den Folgen einer solchen Infektion können Schmerzen, weitere Krankenhausaufenthalte, Einkommensverluste, verringerte Lebensqualität und im schlimmsten Fall der Tod gehören. Auch die finanziellen Kosten einer Operation werden in Folge einer Infektion durch längere Krankenhausaufhalte, weitere Diagnosemaßnahmen und Behandlungen immer höher4. Zusätzlich zu den negativen Folgen für den Patient:innen kann die Behandlung von SSI zur Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen beitragen, welche eine der größten Bedrohungen der Gesundheitsversorgung heutzutage darstellen.
Bakterien wie Staphylococcus aureus, Escherichia coli, koagulase-negative Staphylokokken und Vertreter der Enterococcus Spezies werden am häufigsten mit SSI in Verbindung gebracht.5 Auch Methicillin-resistente S. aureus stellen eine relevante Ursache für viele Infektionen dar und sind aufgrund verschiedener Antibiotika-Resistenzen nur schwer zu behandeln. Die häufigste Quelle für Mikroorganismen, die Infektionen auslösen, ist meist die Haut der Patient:innen selbst. Daher sind Abdeckmaterialien nötig, um die Infektionsgefahr zu reduzieren und somit die Ergebnisse der Operationen für den Patienten zu verbessern6. OP-Abdecktücher bilden eine wirksame physikalische Barriere und verhindern die Übertragung von Mikroorganismen sowohl vom Patienten als auch von der Umgebung auf die Wunde.
Um das Risiko einer SSI zu minimieren, sind bei der Vorbereitung einer Operation viele Aspekte zu beachten. Zunächst muss man die Haut der Patient:innen an der Operationsstelle desinfizieren und anschließend mit entsprechenden OP-Abdecktücher* abdecken. Wichtig ist hierbei vor allem, dass die Tücher saugfähig sind, da sie während der Operation in Kontakt mit Körperflüssigkeiten und Spüllösungen kommen. Das Risiko einer Übertragung steigt, wenn die Materialien feucht oder nass werden. Deswegen ist es essentiell, dass die Abdecktücher reißfest genug sind, um Löcher zu verhindern. Zusätzlich ist es wichtig, dass das Material der Abdecktücher nur wenig fusselt, da auch Fussel Mikroben in die OP-Wunde transportieren können. Anforderungen an sterile OP-Abdeckungen sind weiterhin die Beständigkeit gegen mikrobielle Penetration (trocken, nass), die Absorptionsfähigkeit, die Beständigkeit gegen Flüssigkeitseintritt und die Zugfestigkeit (nach EN 13795).
OP-Abdecktücher gibt es mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Designs und Leistungsmerkmalen, aber prinzipiell in zwei unterschiedlichen Varianten: aus Mehrweg- oder Einwegmaterialen. Die Mehrwegabdeckungen bestehen aus dicht gewobenen Textilien und/oder gestrickter Baumwolle und können mit antimikrobiellen Chemikalien vorbehandelt sein. Wie oft man die Mehrwegtücher verwenden kann, hängt davon ab, wie dicht die Fäden gewoben sind und wie sie chemisch behandelt wurden. Wichtig ist hierbei, dass die Barriereeigenschaft der Tücher auch nach mehreren Gebrauchs- und Reinigungszyklen erhalten bleibt. Die Einwegtücher hingegen bestehen aus synthetischem oder auch natürlichem Material, welches nicht gewoben ist. Auch die Einwegtücher werden vor der Verwendung chemisch behandelt. Beide Tucharten haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Wiederverwendbare Abdecktücher können zwar die Kosten und den Abfall reduzieren, doch sollten diese Vorteile einer möglichen Abnahme der Wirksamkeit im Schutz gegen Erreger nach wiederholter Wäsche gegenübergestellt werden. Einige Studien zeigen hier ganz klar den Vorteil von Einwegtüchern, die einen konstanten Schutz gegen Bakterien bieten7.
Trotzdem gibt es bislang keine nationalen Empfehlungen dafür, welches Material man eher nutzen sollte, da nur sehr wenige Studien zu dem Thema verfügbar sind. Auch laut den globalen Richtlinien der WHO zur Verhinderung von SSI aus dem Jahre 2016 eignen sich entweder Einweg Nicht-Baumwoll- oder Mehrweg-Baumwoll-Abdeckungen zur Verwendung bei Operationen8. Allerdings hat eine Forschungsgruppe im Jahr 2014 die SSI-Rate bei 107 Probanden in einer prospektiv randomisierten (Showalter BM et al., 20149) Studie untersucht. Die Studie bezog sich auf 107 Frauen nach einer implantatbasierten Brustrekonstruktion, was die gängigste Form der Brustrekonstruktion nach einer Mastektomie ist. Infektionen des Implantats sind hier eine gefürchtete Komplikation, da sie bis zu 28% der Patientinnen betreffen können. Infolge einer Infektion kann es zu einer Verlängerung der Behandlung und des Krankenhausaufenthalts und zu psychischem Stress für die Patientinnen kommen. Für die Studie wurden die Patient:innen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt, wovon bei einer Gruppe wiederverwendbare OP-Abdecktücher und bei der andere Gruppe Einweg-Abdecktücher während der Operation genutzt wurden. Diese Untersuchung zeigte zum ersten Mal, dass es einen signifikanten Vorteil bei der Verwendung von Einwegabdeckungen im Vergleich zu wiederverwendbaren Abdeckungen gibt. Konkret war das Resultat, dass es in der Gruppe mit den wiederverwendbaren Abdeckungen fünf Infektionen innerhalb von 30 Tagen nach der Operation gab, während es in der Gruppe mit den Einwegabdeckungen keine Infektion gab. Diese Ergebnisse stützen also die Hypothese, dass bakterielle Übertragung während der Operation bei wiederverwendbaren Materialien wahrscheinlicher ist.
Um jedoch weitere eindeutige Belege dafür zu finden, ob Mehrweg- oder Einwegabdeckungen wirksamer sind, erfordert es weiterer prospektiver Studien mit mehr Patienten. Außerdem müssen funktionale, ökonomische und auch ökologische Aspekte beachtet werden, wenn man Abdecktücher für eine Operation wählt.
WEITERE INFORMATIONEN
*kommerzieller Produkthinweis