Norovirus in Pflegeeinrichtungen: „Bewusstsein für wirksame Hygienemaßnahmen schärfen“
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Das Bakterium Clostridioides difficile, der häufigste Erreger einer Antibiotika-assoziierten Diarrhö, hat sich genetisch auf das Überleben in Krankenhäusern spezialisiert. Laut einer aktuellen Studie der Nature Genetics1 hat sich dort ein Stamm ausgebreitet, der widerstandsfähige Sporen bildet.
Eigentlich ist es ein harmloses Bakterium: C. difficile ist Bestandteil der Darmflora und tritt eher selten als Krankheitserreger auf. Vorsicht ist allerdings bei Patienten geboten, bei denen durch die Gabe von Antibiotika die im Darm vorhandene Bakterienflora – sie beinhaltet unter anderem E. coli – abgetötet wurden: C. difficile kann sich dann rasch im Darm ausbreiten und schwere Durchfallerkrankungen auslösen.
Vor allem an die Bedingungen in Krankenhäusern hat sich C. difficile angepasst. Hier sind die Sporen des Erregers ein wichtiger Selektionsvorteil, da sie sehr widerstandsfähig gegenüber Desinfektionsmitteln sind. Dadurch kann sich das Bakterium leichter verbreiten. C. difficile-Infektionen (CDI) sind heute die häufigste Ursache nosokomialer2 und Antibiotika-assoziierter Durchfallerkrankungen. Allein in Deutschland erkranken insgesamt rund 70.000 Menschen jährlich an einer CDI.
Forscher des Wellcome Sanger Instituts in Hinxton bei Cambridge haben jetzt 906 C. difficile-Isolate genetisch untersucht, um ein präzises Bild von den Eigenschaften und der Evolution dieses Erregers zu erhalten. Das Ergebnis: Die in Kliniken verbreiteten C. difficile-Stämme unterschieden sich genetisch so weit von anderen C. difficile Isolaten, dass sie fast eine eigene Bakterienart bilden. Heute macht der Bakterienstamm Clade A etwa 70 Prozent der in Kliniken isolierten C. difficile aus. Die Forscher führen dies auf Gene zurück, die es Clade A erlauben, Glukose und andere Einfachzucker besser zu verwerten. Experimente an Mäusen bestätigten dies. Wenn die Nahrung der Tiere mit Zucker angereichert wurde, kam es zu einer schnelleren Ausbreitung von C. difficile im Darm.
Für die klinische Medizin könnte dies bedeuten, dass die Ernährung der Patienten nach einer Antibiotikabehandlung das Risiko einer CDI beeinflusst. Stuhltransplantation kann Infizierten helfen Abhilfe verschafft Infizierten zum Beispiel eine Stuhltransplantation: Bei diesem „Fäkalen Mikrobiom Transfer“ (FMT) wird dem Patienten eine kleine Menge vom Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm verpflanzt. Das Ziel: Die darin enthaltene Bakterienflora besiedelt den geschädigten Darm des Patienten und drängt die dort dominierenden Clostridien zurück. Für Patienten mit einer Clostridien-Infektion, bei denen die Standardtherapie mit einem Antibiotikum versagt, führt ein FMT in bis zu 90 Prozent der Fälle zur Heilung.
Obwohl Forscher vermuten, dass Clade A bereits vor 76.000 Jahren entstanden sein könnte, war das Bakterium lange Zeit nicht weit verbreitet. Durch seine Zunahme in Krankenhäusern wird die Rolle von Hygiene- und Präventionsmaßnahmen zukünftig noch bedeutender.
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