Allgemeine Empfehlungen gemäß KRINKO und WHO zur Prävention von postoperativen Wundinfektionen
Empfehlungen in drei Phasen: präoperativ, intraoperativ, postoperativ.... weiterlesen
Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen |
Übersicht der Desinfektionsmaßnahmen |
Desinfektionsumfang in unterschiedlichen Bereichen |
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Für Einrichtungen des Gesundheitswesens ist die Flächenhygiene integraler Bestandteil der Präventionsstrategie zum Schutz von Patient:innen.1 Das gilt sowohl für die Flächendesinfektion im Rahmen der Basishygiene – unter anderem als ungezielte, routinemäßige oder laufende Flächendesinfektion bezeichnet – als auch für die sogenannte gezielte Flächendesinfektion; also z. B. für Maßnahmen, die ein spezielles Wirkspektrum erfordern, für die Flächendesinfektion nach Verunreinigungen mit potenziell erregerhaltigem Material oder die Schlussdesinfektion von Bereichen nach Entlassung, Verlegung oder Aufhebung der Isolierung.
Maßgeblich für die Festlegung der notwendigen Maßnahmen, einschließlich der Reinigungstätigkeiten, ist die bereichs- und patientenbezogene Risikoanalyse. Die Kenntnis der Übertragungswege pathogener Erreger stellt dabei eine wichtige Grundlage dar:
Die KRINKO legt zur Unterbrechung der Ausbreitung kritischer Erreger und generell zur Prävention von nosokomialen Infektionen (NI) 5 Indikationen für die Flächendesinfektion fest:
Liegt kein Hinweis auf die Freisetzung bestimmter Erreger vor, deren Elimination den Einsatz eines Flächendesinfektionsmittels mit erweitertem Erregerspektrum erfordert, kommt die ungezielte Flächendesinfektion zum Einsatz. In der Regel findet sie in Bereichen mit möglichem Infektionsrisiko (unter anderem z. B. Allgemeinstationen, Ambulanzbereiche, Funktionsdiagnostik, Patiententransportfahrzeuge) oder erhöhtem Infektionsrisiko (unter anderem z. B. OP-Einheiten, Intensivbereiche, Transplantation, Schwerstbrandverletzte) ihre Anwendung. Während sich die Empfehlung für Bereiche mit möglichem Infektionsrisiko auf die Desinfektion häufig berührter bzw. patientennaher Flächen beschränkt, kommen in Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko die Fußböden hinzu. Die Flächen dürfen nach Antrocknung wieder benutzt werden .
Wird eine Fläche mit Blut, Sekreten oder Exkreten verunreinigt, findet die gezielte Flächendesinfektion ihre Anwendung. Das von der KRINKO vorgeschlagene Vorgehen empfiehlt ein zweistufiges Verfahren, indem zunächst die Verunreinigung mechanisch entfernt und dann in einem zweiten Schritt die Fläche desinfiziert wird. Die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels soll in diesem Fall eingehalten werden, so dass es Sinn macht, Desinfektionsmittel mit kurzen Einwirkzeiten einzusetzen, wenn die Fläche schnell wieder benutzt werden soll.
Flächen zur Vorbereitung von Infusionslösungen oder zum Aufziehen von Spritzen, aber auch Verbandswagen gehören zu den aseptischen Flächen. Eine Flächendesinfektion erfolgt unmittelbar vor der Tätigkeit und die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels muss abgewartet werden, bevor die Tätigkeit beginnen darf. Schnell wirkende Produkte sind hier von Vorteil .
Isolierte oder kohortierte Patient:innen setzen Erreger frei, deren Inaktivierung in der Regel ein spezifisches Wirkspektrum erfordert, welches über die Basisanforderung (bakterizid und levurozid ) hinausgeht – beispielhaft wären tuberkulozid, begrenzt viruzid PLUS oder wirksam gegen Clostridioides difficile (C. diff). Wird die Isolierung beendet oder der/die Patient:in entlassen, erfolgt eine auf den spezifischen Erreger angepasste Schlussdesinfektion, bei der die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels vor Wiederbenutzung der Flächen abgewartet werden muss. Häufig berührte bzw. patientennahe Flächen und Fußböden werden desinfiziert.
War ein Zimmer mit einem/einer CDI-Patient:in (C. diff.-Kontamination) belegt, erstreckt sich die Schlussdesinfektion auf alle erreichbaren und potenziell kontaminierten Flächen und Gegenstände des Zimmers sowie des Sanitärbereichs.
Im Falle eines Ausbruchs ist die gezielte Flächendesinfektion – im Bedarfsfall mit einem spezifischen Wirkspektrum – ein unverzichtbarer Baustein zur Eindämmung des Übertragungsgeschehens. Die Einwirkzeit des Produkts muss allerdings nicht vor Wiederbenutzung der Fläche eingehalten werden und die zu desinfizierenden Flächen in Isolierbereichen beinhalten häufig berührte Flächen und Fußböden.
Anders verhält es sich bei einem Ausbruch mit Clostridioides difficile: Hier werden zusätzlich mindestens Flure (inklusive der Handläufe) und Nebenräume der Station desinfiziert. Weitere Maßnahmen sollen im Einzelfall durch den/die Krankenhaushygieniker:in auf Basis einer bereichs- und patientenbezogenen Risikoanalyse festgelegt werden.
Praxistipp
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Mehrweg- und Einwegtextilien kommen häufig auf unterschiedlichen Flächen zum Einsatz. Werden Mehrwegtücher und -wischbezüge eingesetzt, gilt: Ein Wiedereintauchen in die Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittellösung ist nicht zulässig. Einwegprodukte verhindern ein Wiedereintauchen, bringen jedoch ein höheres Abfallaufkommen mit sich. Inwiefern die Ökobilanz von Einwegwischbezügen günstiger als die von Mehrwegwischbezügen ist, ist bislang noch nicht geklärt. In Bezug auf die Fehleranfälligkeit (Dosierung, Standzeit, Adsorption von Wirkstoffen, Biofilmbildung in Tuchspendersystemen) sind fertig vorkonfektionierte Einwegprodukte jedoch Mehrwegprodukten bzw. Tuchspendern mit anzusetzenden Gebrauchslösungen überlegen, da mögliche Fehlerquellen durch zertifizierte Ready to use-Produkte ausgeschaltet sind.
Eine adäquate personelle und materielle Ausstattung ist laut der KRINKO die Basis für eine qualitätsgerechte Reinigung und Desinfektion, welche in regelmäßigen Abständen durch ein Hygienemonitoring abgesichert werden sollte. Einarbeitungsprogramme sowie regelmäßige und dokumentierte Schulungen und Trainingsmaßnahmen sind weitere unerlässliche Grundpfeiler der professionellen Hygiene in Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens .
Quelle: Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022 Oct;65(10):1074-1115
Glossar:
1 Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022 Oct;65(10):1074-1115