Ungezielte und gezielte Flächendesinfektion als Maßnahmen der Infektionsprävention
Für Einrichtungen des Gesundheitswesens ist die Flächenhygiene integraler Bestandteil der Präventionsstrategie zum Schutz von Patient:innen.1 Das gilt sowohl für die Flächendesinfektion im Rahmen der Basishygiene – unter anderem als ungezielte, routinemäßige oder laufende Flächendesinfektion bezeichnet – als auch für die sogenannte gezielte Flächendesinfektion; also z. B. für Maßnahmen, die ein spezielles Wirkspektrum erfordern, für die Flächendesinfektion nach Verunreinigungen mit potenziell erregerhaltigem Material oder die Schlussdesinfektion von Bereichen nach Entlassung, Verlegung oder Aufhebung der Isolierung.
Maßgeblich für die Festlegung der notwendigen Maßnahmen, einschließlich der Reinigungstätigkeiten, ist die bereichs- und patientenbezogene Risikoanalyse. Die Kenntnis der Übertragungswege pathogener Erreger stellt dabei eine wichtige Grundlage dar:
Die 5 Momente der Flächendesinfektion
Die KRINKO legt zur Unterbrechung der Ausbreitung kritischer Erreger und generell zur Prävention von nosokomialen Infektionen (NI) 5 Indikationen für die Flächendesinfektion fest:
1. Ungezielte Flächendesinfektion im Rahmen der Basishygiene auf patientennahen Flächen im Rahmen der Pflege/Behandlung, insbesondere häufig berührter Flächen
Liegt kein Hinweis auf die Freisetzung bestimmter Erreger vor, deren Elimination den Einsatz eines Flächendesinfektionsmittels mit erweitertem Erregerspektrum erfordert, kommt die ungezielte Flächendesinfektion zum Einsatz. In der Regel findet sie in Bereichen mit möglichem Infektionsrisiko (unter anderem z. B. Allgemeinstationen, Ambulanzbereiche, Funktionsdiagnostik, Patiententransportfahrzeuge) oder erhöhtem Infektionsrisiko (unter anderem z. B. OP-Einheiten, Intensivbereiche, Transplantation, Schwerstbrandverletzte) ihre Anwendung. Während sich die Empfehlung für Bereiche mit möglichem Infektionsrisiko auf die Desinfektion häufig berührter bzw. patientennaher Flächen beschränkt, kommen in Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko die Fußböden hinzu. Die Flächen dürfen nach Antrocknung wieder benutzt werden .
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2. Gezielte Flächendesinfektion nach Kontamination mit potenziell erregerhaltigem Material
Wird eine Fläche mit Blut, Sekreten oder Exkreten verunreinigt, findet die gezielte Flächendesinfektion ihre Anwendung. Das von der KRINKO vorgeschlagene Vorgehen empfiehlt ein zweistufiges Verfahren, indem zunächst die Verunreinigung mechanisch entfernt und dann in einem zweiten Schritt die Fläche desinfiziert wird. Die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels soll in diesem Fall eingehalten werden, so dass es Sinn macht, Desinfektionsmittel mit kurzen Einwirkzeiten einzusetzen, wenn die Fläche schnell wieder benutzt werden soll.
3. Flächendesinfektion vor aseptischen Tätigkeiten auf der Arbeitsfläche
Flächen zur Vorbereitung von Infusionslösungen oder zum Aufziehen von Spritzen, aber auch Verbandswagen gehören zu den aseptischen Flächen. Eine Flächendesinfektion erfolgt unmittelbar vor der Tätigkeit und die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels muss abgewartet werden, bevor die Tätigkeit beginnen darf. Schnell wirkende Produkte sind hier von Vorteil .
4. Schlussdesinfektion
Isolierte oder kohortierte Patient:innen setzen Erreger frei, deren Inaktivierung in der Regel ein spezifisches Wirkspektrum erfordert, welches über die Basisanforderung (bakterizid und levurozid ) hinausgeht – beispielhaft wären tuberkulozid,begrenzt viruzid PLUS oder wirksam gegen Clostridioides difficile (C. diff). Wird die Isolierung beendet oder der/die Patient:in entlassen, erfolgt eine auf den spezifischen Erreger angepasste Schlussdesinfektion, bei der die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels vor Wiederbenutzung der Flächen abgewartet werden muss. Häufig berührte bzw. patientennahe Flächen und Fußböden werden desinfiziert.
War ein Zimmer mit einem/einer CDI-Patient:in (C. diff.-Kontamination) belegt, erstreckt sich die Schlussdesinfektion auf alle erreichbaren und potenziell kontaminierten Flächen und Gegenstände des Zimmers sowie des Sanitärbereichs.
5. Flächendesinfektion als Bestandteil eines Maßnahmenbündels zur Beherrschung von Ausbrüchen
Im Falle eines Ausbruchs ist die gezielte Flächendesinfektion – im Bedarfsfall mit einem spezifischen Wirkspektrum – ein unverzichtbarer Baustein zur Eindämmung des Übertragungsgeschehens. Die Einwirkzeit des Produkts muss allerdings nicht vor Wiederbenutzung der Fläche eingehalten werden und die zu desinfizierenden Flächen in Isolierbereichen beinhalten häufig berührte Flächen und Fußböden.
Anders verhält es sich bei einem Ausbruch mit Clostridioides difficile: Hier werden zusätzlich mindestens Flure (inklusive der Handläufe) und Nebenräume der Station desinfiziert. Weitere Maßnahmen sollen im Einzelfall durch den/die Krankenhaushygieniker:in auf Basis einer bereichs- und patientenbezogenen Risikoanalyse festgelegt werden.
Praxistipp
Einwirkzeit des Desinfektionsmittels abwarten
Die KRINKO empfiehlt, in folgenden Fällen die vom Herstellern deklarierte Einwirkzeit abzuwarten:
auf Arbeitsflächen vor aseptischen Tätigkeiten
nach sichtbarer Verunreinigung mit potenziell erregerhaltigem Material (z. B. Blut, Sekreten, Exkreten)
nach Kontamination aus Umweltquellen
bei der Schlussdesinfektion
in Patientenbadewannen bis zum nächsten Einlaufen des Badewassers
in der Stationsküche, wenn nach der Desinfektion mit Trinkwasser nachgespült werden muss
bei Anwendung von Flächendesinfektionsmitteln insbesondere gegen Viren oder bakterielle Sporen (bzw. ggf. bei weiteren Wirkspektren), deren Anwendungsbedingungen ausschließlich auf Basis von Suspensionstests festgelegt wurden
Bei schneller Wiederbenutzung von Flächen sind Desinfektionsmittel mit kurzer Einwirkzeit zu bevorzugen.
Wischtextilien für die Flächenreinigung und -desinfektion
Mehrweg- und Einwegtextilien kommen häufig auf unterschiedlichen Flächen zum Einsatz. Werden Mehrwegtücher und -wischbezüge eingesetzt, gilt: Ein Wiedereintauchen in die Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittellösung ist nicht zulässig. Einwegprodukte verhindern ein Wiedereintauchen, bringen jedoch ein höheres Abfallaufkommen mit sich. Inwiefern die Ökobilanz von Einwegwischbezügen günstiger als die von Mehrwegwischbezügen ist, ist bislang noch nicht geklärt. In Bezug auf die Fehleranfälligkeit (Dosierung, Standzeit, Adsorption von Wirkstoffen, Biofilmbildung in Tuchspendersystemen) sind fertig vorkonfektionierte Einwegprodukte jedoch Mehrwegprodukten bzw. Tuchspendern mit anzusetzenden Gebrauchslösungen überlegen, da mögliche Fehlerquellen durch zertifizierte Ready to use-Produkte ausgeschaltet sind.
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Qualitätssicherung der Flächendesinfektion
Eine adäquate personelle und materielle Ausstattung ist laut der KRINKO die Basis für eine qualitätsgerechte Reinigung und Desinfektion, welche in regelmäßigen Abständen durch ein Hygienemonitoring abgesichert werden sollte. Einarbeitungsprogramme sowie regelmäßige und dokumentierte Schulungen und Trainingsmaßnahmen sind weitere unerlässliche Grundpfeiler der professionellen Hygiene in Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens .
Hier geht es zum Schulungsvideo: Wischdesinfektion kleiner und mittlerer Flächen – die richtige Wischtechnik und ihre Überprüfung
Unsere interaktive Infografik visualisiert empfohlene Maßnahmen in einem Patientenzimmer (Bereich mit potenziellem Infektionsrisiko)
Desinfektion
Reinigung
Quelle: Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022 Oct;65(10):1074-1115
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