Die Mehrzahl der SSI nach größeren Gefäßoperationen entwickelt sich erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Dabei scheinen neben den allgemeinen patient:innenindividuellen Risikofaktoren fur SSI wie Adipositas, Diabetes Mellitus und Nikotinabusus, bei Gefäßoperationen auch das weibliche Geschlecht, Bluthochdruck sowie Erkrankungen der Herzkranzgefäße eine wichtige Rolle bei der Entstehung von SSI zu spielen.¹
Bei der Art der Operation unterliegen insbesondere Gefäßoperationen an der Aorta mit einer SSI-Rate von 2–14 % einem signifikanten Risiko.¹ Als Hauptverursacher der meisten postoperativen Wundinfektionen bei Patient:innen mit Verschlusskrankheiten gilt Staphylococcus aureus.¹ Ein besonderes Augenmerk vieler Studien liegt daher bei präventiven Maßnahmen zur Verringerung der Nasen- und Hautbesiedelung von Patient:innen mit Staphylococcus aureus.
Eine Infektion der Operationsstelle (SSI) ist eine häufige Ursache für Morbidität bei Patient:innen nach gefäßchirurgischen Eingriffen. Hyperglykämie ist dabei ein relevanter Risikofaktor. Der glykämische Status kann zur Risikostratifizierung verwendet werden. Seine Optimierung kann sich positiv auf die Inzidenz von SSI auswirken.
Inui T et al. 20153: Eine Infektion der Operationsstelle (SSI) nach arterieller Intervention ist eine häufige nosokomiale Komplikation und eine wesentliche Ursache für postoperative Morbidität. Die Anwendung perioperativer Maßnahmen zur Verringerung der Nasen- und Hautbesiedlung von Staphylococcus aureus in Verbindung mit einer geeigneten Antibiotikaprophylaxe, einem sorgfältigen Wundverschluss und einer postoperativen Optimierung der Abwehrmechanismen der Wirtsabwehr der Patient:innen (z. B. Temperatur, Sauerstoffzufuhr und Blutzucker) kann das Auftreten von SSI minimieren.
Langenberg JCM et al. 20184: SSI verursachen bei Patient:innen, die sich einer Gefäßoperation unterziehen, eine erhebliche Morbidität und Mortalität. Das
präoperative Nasenscreening und die anschließende Behandlung von nasalen Staphylococcus aureus-Trägern mit Mupirocin und Chlorhexidin verringern das Risiko von SSI bei Patient:innen, die sich einer Operation der Aorta unterziehen.
Langenberg JCM et al. 20205: SSI treten häufig nach einer Gefäßoperation an der Aorta auf (2–14 %). Tiefe SSI sind mit Transplantatinfektion, Sepsis und Mortalität verbunden. Die SSI-Rate betrug 3 % in der Patient:innengruppe mit Aneurysma und 10,3 % in der Gruppe mit Verschlusskrankheit. Auch die infektionsbedingte Wiederaufnahme ins Krankenhaus (6,6 % gegenüber 0,9 %) und Reintervention (4,2 % gegenüber 0,9 %) war nach AVK-Eingriffen höher als nach Aneurysma-Operationen. Staphylococcus aureus wurde als häufigster Erreger gefunden und verursachte 64 % der SSI bei Verschlusskrankheiten gegenüber 10 % bei aneurysmatischen Erkrankungen. Die Datenanalyse zeigte außerdem, dass eine chronische Nierenerkrankung mit höheren SSI-Raten assoziiert war.
Bei ambulanten Operationen im Fachbereich Gefäßchirurgie handelt es sich zumeist um Krampfaderoperationen.6 Die Behandlung von Varizen hat zwischen 2010 und 2017 um rund 30 % zugenommen. Im genannten Zeitraum hat sich danach die Zahl der Eingriffe bei Krampfadern in einem Krankenhaus um etwa 26 % reduziert. Gleichzeitig stiegen die ambulanten Eingriffe dieser Art um etwa 78 %.
„Bei kleineren chirurgischen Eingriffen ist es oft nicht nötig, dass die Patient:innen stationär im Krankenhaus aufgenommen werden müssen. Das bedeutet auch eine Kostenersparnis für den Krankenversicherer“, so die Debeka zur Entwicklung bei ambulanten Eingriffen, laut eines Berichts des Deutschen Ärzteblatts.6
Im Hinblick auf Indikation, Kontraindikation, Durchführung und Nachsorge bestehen vom Grundsatz her keine Unterschiede zwischen stationärer und ambulanter Durchführung von Varizenoperationen.7 Entsprechend lässt sich feststellen, dass die Frage, ob eine Operation ambulant oder stationär durchgeführt wird, für die Einschätzung des SSI-Risikos keine wesentliche Rolle spielt. Trotz der in einigen Bereichen relativ geringen Infektionsraten sollte das Augenmerk auch bei ambulanten Eingriffen auf einer weiteren Senkung der SSI-Rate liegen.
Für eine nachhaltige Senkung der Infektionsraten sind Präventionsstrategien von zentraler Bedeutung. Die meisten Leitlinien sind sich einig in Empfehlungen wie „prophylaktische Antibiotikagabe, eine präoperative Ganzkörperwäsche, adäquate Händedesinfektion des Personals, sterile OP-Mäntel und -Handschuhe, postoperative Infektionsüberwachung und Verbandwechsel erst nach 48 h“.2 Zwar sind Expert:innen einstimmig der Meinung, dass man es nicht schaffen wird, die Infektionsrate auf null zu reduzieren, aber sich der Einsatz zur Vermeidung von SSI auf jeden Fall lohnt: Allein durch eine konsequente Händehygiene könnten z. B. 40 % aller nosokomialen Infektionen verhindert werden.8
Als führender Anbieter zukunftsorientierter Medizin- und Hygieneprodukte hoher Qualität hat sich Lohmann & Rauscher zum Ziel gesetzt, Patient:innen und Healthcare- Professionals bei der Prävention von SSI zu unterstützen – mit passenden Lösungen und Produkten, aber auch mit Informationen rund um SSI.
1) Gesundheitsberichterstattung des Bundes – gemeinsam getragen von RKI und DESTATIS. Operationen und Prozeduren der vollstationären Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern. http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/WS0100/_XWD_PROC?_XWD_2/1/XWD_CUBE.DRILL/_XWD_30/D.390/43135 (Last Access December 2024).
2) Prävention postoperativer Wundinfektionen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2018 Apr;61(4):448-473
3) Inui T et al. Vascular surgical site infection: risk factors and preventive measures. Semin Vasc Surg. 2015;28(3-4):201–207.
4) Langenberg JCM et al. Peri-Operative Nasal Eradication Therapy Prevents Staphylococcus aureus Surgical Site Infections in Aortoiliac Surgery. SurgInfect (Larchmt). 2018;19(5):510–515.
5) Langenberg JCM et al. Do Surgical Site Infections in Open Aortoiliac Surgery Differ Between Occlusive and Aneurysmal Arterial Disease? Vasc Endovascular Surg. 2020;1538574420940098.
6) Deutsches Ärzteblatt (2019). Krampfadereingriffe immer häufiger ambulant. https://www.aerzteblatt. de/nachrichten/101667/Krampfadereingriffe-immerhaeufiger- ambulant (Last Access December: Dezember 2024)
7) Nüllen H et al. (1995). Ambulante Varizenchirurgie in der Praxis. In: Imig H, Schröder A (eds) Varizen – Poplitea-Aneurysmen. Steinkopff, Darmstadt
8) Kampf G., Löffler H., Gastmeier P. Händehygiene zur Prävention nosokomialer Infektionen. Dtsch Arztebl Int. 2009;106(40):649–655.