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WHO-Liste: Das sind die gefährlichsten Bakterien

Enterobacteriaceae, Acinetobacter baumanni und Pseudomonas aeruginosa (v.l.): laut WHO-Liste die drei gefährlichsten Bakterien
Enterobacteriaceae, Acinetobacter baumanni und Pseudomonas aeruginosa (v.l.): laut WHO-Liste die drei gefährlichsten Bakterien

Antibiotika-resistente Bakterien breiten sich zunehmend aus – und der Ruf nach neuen Therapeutika wird immer lauter. Die WHO hat deshalb eine Liste mit den zwölf wichtigsten Bakterien erstellt, gegen die dringend neue Medikamente entwickelt werden müssen. Bis dahin sollten Antibiotika nur in wichtigen Fällen eingesetzt werden. Die WHO fördert deshalb alternative Maßnahmen zum rationalen Einsatz von Antiinfektiva und unterstützt die Aufklärung über dieses Problem.

Wenn bei Patienten Antibiotika nicht wirken, sind Ärzt:innen häufig machtlos gegen die resistenten Bakterien. Im Jahr 2017 wurde der besorgniserregende Fall einer amerikanischen Rentnerin bekannt: Sie starb an einer Infektion durch einen multiresistenten Klebsiella pneumoniae-Keim, nachdem keines der 26 zugelassenen Antibiotika gewirkt hatte.

Der Tod der Amerikanerin ist das Extrembeispiel für ein globales Problem: Allein in Deutschland entwickeln „etwa 30.000 bis 35.000 Patient:innen eine nosokomiale Infektion mit einem multiresistenten Erreger (MRE)“, erläutern Petra Gastmeier, Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für die Surveillance von nosokomialen Infektionen, und Kollegen in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift. Aktuell gebe es zwar keine belastbaren Daten, wie viele Todesfälle in Deutschland durch nosokomiale MRE Infektionen bedingt sein. „Nach derzeit bestmöglicher Schätzung dürfte diese Zahl zwischen 1.000 und 4.000 liegen.“ Das entspricht etwa drei bis 13 Prozent aller Infektionen mit einem multiresistenten Erreger.

Deshalb hat die WHO den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen verstärkt. Vor allem will sie Anreize für Forscher in Universitäten und Pharmafirmen schaffen, neue Medikamente zu entwickeln. Es gehe darum, „die Forschungsanstrengungen zu fokussieren“, heißt es in einer Mitteilung. Etwa über Anreize wie Prämien, sobald ein neues Medikament auf den Markt komme.

Die WHO-Expert:innen haben zusammen mit Forscher:innen der Universität Tübingen, eine Liste mit Bakterien veröffentlicht, die die menschliche Gesundheit besonders gefährden – und gegen die am dringendsten neue Medikamente entwickelt werden müssen. Besonders problematisch sind demnach diejenigen Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Die Liste ist in drei Gruppen mit unterschiedlicher Priorität aufgeteilt (siehe unten).

3 Gruppen mit unterschiedlicher Priorität

Die erste Gruppe ist in Bezug auf ihre Priorisierung laut der WHO als besonders kritisch einzustufen. Zu ihr gehören Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa, die beide unter anderem Wundinfektionen auslösen können, und die Gruppe der Enterobacteriaceae. Zu den Enterobakterien gehören etwa Klebsiella, E. coli, Serratia und Proteus. Bei allen treten bereits Resistenzen gegen Carbapeneme („carbapenem-resistant“) auf. Diese Antibiotika setzen Mediziner:innen normalerweise erst dann ein, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken.

In die zweite Gruppe (hohe Priorität) gehören zum Beispiel Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus und Campylobacter. Auch diese Bakterien sind resistent gegen diverse Antibiotika, etwa Vancomycin, Fluoroquinolone oder Methicillin.

Zur dritten Gruppe (mittlere Priorität) zählt die WHO unter anderem Streptococcus pneumoniae und Shigellen. Auch bei diesen Keimen treten Resistenzen auf. Noch gibt es aber wirksame Antibiotika, die die Bakterien töten können.

Ein wichtiger Ansatzpunkt, die Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien zu verringern, sind laut der WHO-Forscher:innen Maßnahmen zur Infektionskontrolle. Sie empfehlen daher ein Programm, das sich auf die Verbesserung und Standardisierung dieser konzentriert. Solch ein Programm könnte möglicherweise auch auf die großen Unterschiede in der Umsetzung solcher Maßnahmen Einfluss nehmen, die es in den WHO-Regionen derzeit noch gibt.


Die vollständige WHO-Liste

Priorität 1: CRITICAL
Acinetobacter baumannii, carbapenem-resistant
Pseudomonas aeruginosa, carbapenem-resistant
Enterobacteriaceae, carbapenem-resistant, ESBL-producing

Priorität 2: HIGH
Enterococcus faecium, vancomycin-resistant
Staphylococcus aureus, methicillin-resistant, vancomycin-intermediate and resistant
Helicobacter pylori, clarithromycin-resistant
Campylobacter spp., fluoroquinolone-resistant
Salmonellae, fluoroquinolone-resistant
Neisseria gonorrhoeae, cephalosporin-resistant, fluoroquinolone-resistant

Priorität 3: MEDIUM
Streptococcus pneumoniae, penicillin-non-susceptible
Haemophilus influenzae, ampicillin-resistant
Shigella spp., fluoroquinolone-resistant

Weiterführende Informationen

  1. WHO publishes list of bacteria for which new antibiotics are urgently needed, World Health Organization

  2. Wie Sie Wunden von Patienten mit MRSA behandeln, lesen Sie hier:
    MRSA – Sind Infektionen bald nicht mehr behandelbar?, DocCheck



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